Borderlands 3 – abgedrehter Shooter mit schrägem Humor

Bei Borderlands 3 geht es uns wie in Fallout. Es ist ein wenig so, als würden wir nach Hause kommen. Fast sieben Jahre ist es nun her, dass wir uns in der Welt von Borderlands verlieren durften. Somit ist es am 13. September 2019 endlich so weit und Gearbox Software erwartet uns mit einem neuen Teil. Borderlands 3 soll dabei da ansetzen, wo man 2012 aufhörte. Und so dürfen wir uns schon zu Beginn freuen, dass wir von Kumpel Claptrap begrüßt werden. Der gelbe Roboter ist immerzu sarkastisch aufgelegt und hatte uns in der Vergangenheit bereits einige Lacher entlockt. Doch es hat sich auch viel verändert. So ist Claptrap nun General und bezeichnet uns selbst als Rekrut. Passend zu seinem bekannten Charakter passt es dann auch, dass er sich gleich auf der ersten Mission verkalkuliert. So empfiehlt er, diese strategisch anzugehen und ungesehen zu operieren. Jedoch unterläuft ihm ein Fehler und ein ganzes Tor fliegt mit großem Knall in die Luft. Das anschließend die Hölle losbricht – selbstredend.

Borderlands 3 könnte den Worten „herrlich absurd“ kein besseres Bild verleihen

Wer sich jemals an einem Borderlands-Teil versucht hat, weiß, dass die Reihe schon immer anders war. Witzig, skurril, sarkastisch und völlig abgedreht. Doch genau das ist es auch, das die Fans so an Borderlands lieben. Daher war die Hoffnung im Vorfeld groß, das in Borderlands 3 die alten Stärken zum Tragen kommen werden. So ist die Frage vieler berechtigt, die auf eine gelungene Fortsetzung im Sci-Fi-Universum der Reihe hoffen. Um die Antwort vorwegzunehmen: Borderlands 3 sieht absolut gut aus. Nicht nur die Hauptstory scheint zu überzeugen, sondern auch die Nebenquests. Gespickt sind diese mit Figuren, die alle über ihre eigene Geschichte verfügen und durchweg einen an der Waffel haben. Nicht anders sieht das bei den Antagonisten, den Kalypso-Zwillingen, aus.

Denn diese sind die Bosse einer Sekte, die auf den Namen „Children of the Vault“ hört. Der Twist in der Story ist dabei, dass wir einen Schatzjäger spielen, der unbedingt an mächtige Alienwaffen kommen will. Diese jedoch befinden sich in der gesicherten Festung, jener Vault, der Kalypso-Zwillinge. Die beiden sehen in uns dagegen Fans, die ihnen schleichend auf den Spuren sind. Denn das Geschwisterpaar sieht nicht nur hip aus. Sie sind die Streaming-Stars auf vielen Planeten und erfreuen sich daher über eine Vielzahl von Followern.

Wie herrlich anders und skurril das Ganze ist, offenbart sich in den Schießereien, in denen besagter gelber Roboter, Claptrap, breakdanct, rappt und singt. Oder aber in den Übertragungen von Tyreen, der Diva des Bösen, die sich über ihre Social-Media-Kanäle über uns lustig macht. Denn sie ist der Überzeugung, dass wir permanent versuchen, ein Selfie mit ihr aufzunehmen. Die Dialoge und die Einspielungen sind in Borderlands 3 absolut gelungen und übertreffen unsere Erwartungen. Lustig und einfach anders sind diese durch die Bank toll geschrieben und erwecken gleichzeitig den Eindruck, als würde man sich unbewusst bewusst, über gängige Dinge amüsieren. So sind etwa die Namen, die der Robo-Barista vorliest unnötig kompliziert, was auf Starbucks anspielt.

Neue Klassen in Borderlands 3

Wer sich das Klassensystem von Borderlands 3 ansieht, kann im Vergleich zu den Vorgängern ebenfalls eine Veränderung feststellen. Denn jede Klasse ist direkt mit dem Charakter verbunden und es gilt, die Vor- und Nachteile sowie die Besonderheiten genauestens kennenzulernen. Auch hier finden wir die Liebe zum Detail wieder. So nennt Gunner Moze ihren Mech „Iron Bear“. Sie behandelt ihn wie ein ans Herz gewachsenes Haustier – selbst wenn er sich dann im Kampf als riesiger Roboter um sie herum aufbaut.

Die Sirene Amara hingegen kann einen Astral-Arm aus dem Boden brechen lassen. Dieser durchlöchert Gegner oder hält sie fest. So lassen sich Bosse in Schach halten oder spezielle Widersacher praktisch ausschalten. Damit verfügt sie zwar nicht über soviel Feuerpower, hat jedoch ständig sechs Arme um sich, mit denen sie jeden, der ihr zu nahe kommt, in Grund und Boden stampft. Zane hingegen, ist der Kerl mit den Supporter-Gadgets, mit denen er sein Team schützt oder die er als Drohnen einsetzt. Zudem kann er mit seinem digitalen Klon dafür sorgen, das die Gegner in Fallen rennen. Mit dem Beastmaster Fl4k wird das neu geschöpfte Repertoire an Klassen stimmig abgerundet. Dabei kann sich der Cyborg-Droide von bis zu drei Tieren im Kampf unterstützen lassen. Hierzu zählen ein Hund, der Gedanken kontrollieren kann, eine Spinne, die über Hightech-Prothesen verfügt sowie ein Affe. Dieser passt absolut ins Bild. Denn er ist tätowiert und er verhält sich wie ein Gunslinger.

Borderlands 3 – Tausende Waffen für bis zu vier Spieler gleichzeitig

Doch ist das, was wir bisher wissen auch spielerisch auf einem Niveau, das Spaß macht? Dass alleine lässt sich mit dem Fakt belegen, dass es unglaublich viele Schießprügel gibt, den den Spaßfaktor merklich erhöhen. Neben permanent Shotguns, kinetischen Scharfschützengewehren, Schwarmraketen, Energie-Blastern und Raketenwerfern finden sich laut Entwicklern Millionen Waffen. Möglich ist dies dank eines smarten Generators. Dieser verteilt diese in den Leveln. Dabei wird eine Grundbasis genutzt, aus denen individuelle Waffen generiert werden. Um so beeindruckender ist das Ganze, da jedes Teil in liebevoller Detailarbeit von Hand entworfen wurde.

Doch auch hier kommt das „Borderlands-Gen“ zum Tragen. Denn die Waffen haben durchaus ihr Eigenleben. So teilen sich Granaten in der Luft schon einmal in Baby-Granaten oder Gewehre bekommen Beine und baller munter drauf los. Ebenso gibt es Raketenwerfer, bei denen wir in die Perspektive des Geschosses wechseln. Anschließend schießen wir uns selbst auf was auch immer und bringen damit sogar Chefs zu Fall.

Eine deutliche Steigerung im Spielspaß ist hingegen im 4er-Koop zu erwarten. Damit lässt sich Borderlands 3 noch einmal auf einem ganz neuen Level erfahren. Wer gerade nicht die nötige Anzahl an Freunden parat hat, kann diese durch die K.I. ersetzen lassen. Diese sind, überraschend, gar nicht so unnütz und heilen, ballern und bewegen sich recht vernünftig. Dabei glänzt der Titel in diesem Modus besonders aufgrund der unzähligen Waffen.

Zudem geht Borderlands 3, was das reine Rollenspiel betrifft, noch einmal deutlich tiefer, im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Ablegern. Abwechslungsreiche Missionen, dass Skillen der Charaktere aber auch die unterschiedlichen Eigenschafte, die die Waffen mitbringen, öffnet viele Spielmechaniken. Denn die Schießprügel sind in ihrer Fähigkeit eben auch abhängig vom Fabrikanten. Dazu muss man wissen, dass es in Borderlands 3 keine Regierung gibt, die sich um alles kümmert. Viel mehr kontrolliert die Waffenindustrie das Geschehen. Und diese bekämpft sich gegenseitig.

Borderlands 3 – in Fazit

In dem neuesten Teil wird die bewährte Looter-Shooter-Formel von Gearbox nur wenig umgestellt. Dabei beeindruckt der chaotische Gesamteindruck und die treue aber gnadenlose Fanbase wird es dankbar annehmen, denn auf Veränderungen reagiert diese durchaus empfindlich. So gestaltet sich das Spiel in der postapokalyptischen Welt erneut extrem actionlastig und sorgt mit neuen Skills sowie der Vielzahl an Waffen für Abwechslung. Dennoch bleibt das Balancing, soweit bekannt, bestens intakt und lässt Fans als auch Neulinge in der Serie staunend zurück. Einzig die etwas träge Fahrzeugsteuerung könnte zu Beginn für etwas Unmut sorgen. Zudem hat man im neuesten Ableger kein großes Grafik-Update umgesetzt. Das hat Vor- und Nachteile. Denn zum einen sieht alles ein wenig wie „immer“ aus und zum anderen ist es halt genau wie „immer“. Daher auch das anfängliche „nach Hause kommen“. Insgesamt zeigt sich Borderlands 3 jedoch fordernd und frisch zugleich. Am besten allerdings gefällt uns das coole Raumschiff-Hub Sancturay 3.

Hell Let Loose – realistischer, taktischer Weltkriegs-Shooter