Green Hell – packende Abenteuerreise oder mühseliger Höllentrip?

Das Survival-Game Green Hell führt uns in den Regenwald rund um den Amazonas. Wer nun an Tarzan, Jane und Lianen denkt, liegt leider falsch. Die idyllisch wirkende Kulisse entpuppt sich als unberechenbare Todesfalle. Wilde Tiere, Tropenkrankheiten und feindliche Ureinwohner machen das Abenteuer zur Herausforderung. Allgemeine Survival-Kenntnisse und Fähigkeiten wie Bauen, Jagen oder das Herstellen von Werkzeug sind der einzige Weg, die grüne Hölle zu überleben.

Green Hell sorgte bereits im Early-Access für Aufsehen. Das innovative Gameplay und die atemberaubende Kulisse weckten schnell das Interesse von Fans des Genres. Im September 2019 erschien schließlich der Story-Modus auf Steam. Seitdem hat das Game eine beeindruckende Erfolgsgeschichte hinter sich und erscheint 2020 auch für die PS4, die XBOX One und die Nintendo Switch. Am 07.04.2020 ließ der Entwickler Creepy Jar den langersehnten Coop-Modus folgen. Grund genug, sich das Spiel einmal genauer anzuschauen.

Die Story: Green Hell beginnt als aufregende Expedition

Der folgende Abschnitt enthält keine Spoiler.

In Green Hell spielen wir den Anthropologen Jake Higgins. Er ist auf dem Weg in den Regenwald, um den Stamm der Yabahuaca zu finden. Seine Frau Mia begleitet ihn auf seiner Reise und dient als Übersetzerin. Um das Vertrauen der abgeschotteten Ureinwohner zu gewinnen, nähert Mia sich dem Dorf der Yabahuaca zunächst alleine. Wir bleiben zurück und können fortan lediglich per Funkgerät mit ihr kommunizieren. Glücklicherweise war unsere bessere Hälfte so weitsichtig, uns eine Smartwatch als Geschenk zu hinterlassen. Sie zeigt uns nicht nur die Uhrzeit an, sondern dient auch als Kompass. Darüber hinaus können wir auf ihr unseren Gesundheitsstatus ablesen.

Alleine in der Wildnis zurück gelassen, werden unsere Survival-Fähigkeiten gnadenlos auf die Probe gestellt. Unsere Ausrüstung besteht nur aus der Smartwatch, dem Funkgerät und einem Rucksack. Von nun an müssen wir jagen und sammeln, um unseren Körper vor Dehydration und Nährstoffmangel zu schützen. Mia stößt derweil bei der Annäherung an die Yabahuaca auf ihre ganz eigenen Probleme. Ein paar beunruhigende Funksprüche später haben wir nur noch ein Ziel: den tödlichen Dschungel überleben und zurück zu Mia finden!

Das Gameplay: Viele Funktionen und wenig Hilfestellungen

Green Hell verlangt mehr als die gewohnten Überlebenstechniken

Das Survival-Game setzt sich nicht nur durch das tropische Setting von Genre-Hits wie The Forest und Subnautica ab. Insbesondere bei der Stabilisierung unseres Energiehaushalts wird mehr von uns verlangt als üblich. Das Schwingen unserer Axt, das Feuer machen oder die Flucht vor einem wilden Tier – all das lässt unsere Ausdaueranzeige drastisch sinken. Daneben haben wir eine Energieanzeige, die sich im Laufe des Tages stetig verringert. Sobald sie komplett aufgebraucht ist, werden wir von verstörenden Visionen geplagt und letztlich in den Tod getrieben.

Um das zu verhindern, müssen wir für einen stabilen Energiehaushalt sorgen. Kein Problem – ein paar Beeren und Blätter sollten schnell Abhilfe verschaffen, richtig? Ganz so einfach macht Green Hell es uns dann leider doch nicht. Vielmehr müssen wir unserem Körper die richtigen Nährstoffe, in Form von Fett, Proteinen oder Kohlenhydraten, zuführen. Deren Stand können wir auf unserer Smartwatch ablesen. Die begrenzte Verfügbarkeit von Essbarem im Dschungel sorgt dafür, dass nie alle Leisten vollkommen gefüllt sind. Dadurch entsteht ein Gefühl von Dringlichkeit, welches in anderen Games des Genres nicht unbedingt vorhanden ist.

1000 Wege ins Grass zu beißen

Green Hell fordert die volle Aufmerksamkeit des Spielers. Das Rasseln einer Klapperschlange, das Fauchen eines Jaguars oder die archaisch klingenden Rufe der Stammeskrieger warnen uns vor drohendem Unheil. Der Biss eines giftigen Tieres kann nur mit den richtigen Pflanzen verarztet werden – und die sind im undurchsichtigen Dschungel schwer zu finden. Besser ist es also, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Nur wenn wir unserer Umgebung Beachtung schenken, werden wir die Tage heil überstehen. Gleichzeitig müssen wir unseren Körper im Auge behalten und ihn regelmäßig auf offene Wunden oder Blutegel untersuchen.

Nicht nur die Fauna, sondern auch die Flora macht uns das Leben schwer. Ein falscher Pilz oder eine ominöse Frucht gegessen und schon erleidet unser Protagonist eine Vergiftung. Das Trinken von verunreinigtem Wasser ist ebenfalls keine gute Idee. Durchfall und Erbrechen führen zu tödlicher Dehydration. Dazu kommen infizierte Wunden, Parasitenbefall und tropische Fiebererkrankungen. Sogar unser eigener Geist wird uns gefährlich. Sobald sich unser körperlicher Zustand verschlechtert, verlieren wir langsam aber sicher den Verstand. Angsteinflößende Halluzinationen lassen uns unvorsichtig werden – ein schwerer Fehler im Regenwald.

Intuitive Steuerung mit kleinen Mankos

Green Hell beginnt mit einem kurzen Tutorial. In diesem Abschnitt lernen wir die grundlegenden Funktionen und wie wir Werkzeuge herstellen oder eine Unterkunft bauen. Wir beginnen mit der Errichtung eines Schlafplatzes, dessen Aufbauplan in unserem Notizbuch festgehalten wird. Hier wird uns angezeigt, was wir für den Bau benötigen. Lange und kurze Stöcke sowie Bananen- und Palmenblätter müssen in der Umgebung gesucht werden. Sobald unser Unterstand fertig ist, können wir ihn zum schlafen und speichern nutzen.

Wollen wir später an einem anderen Ort einen weiteren Unterstand errichten, müssen wir lediglich unser Notizbuch öffnen und ihn per Drag & Drop an den gewünschten Platz ziehen. Was praktisch klingt funktioniert leider nicht immer einwandfrei. Hin und wieder reagiert das Spiel nicht richtig, sodass oft mehrere Versuche nötig sind. Zudem sind die einzelnen Befehle sehr winzig und besonders auf kleineren Monitoren schwer zu entziffern. Kein unwesentliches Manko, denn in einem Survival-Game kann ein falscher Klick zum Game Over führen. Dreckiges Wasser zu „trinken“ oder sich mit dreckigem Wasser zu „waschen“, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.

Zusammen überleben im neuen Coop-Modus

Am 07.04.2020 fügte Creepy Jar dem Spiel einen Multiplayer-Modus hinzu. Seitdem können sich bis zu vier Personen gleichzeitig durch den Regenwald kämpfen. Der Fokus liegt dabei auf Zusammenhalt. Die Spieler ziehen sich gegenseitig die Blutegel vom Körper, behandeln die Wunden des anderen und bauen gemeinsam ein Lager auf. Der Mehrspieler-Modus kann privat oder öffentlich genutzt werden. Wer also lieber mit seinen Freunden spielt, kann diese direkt zum Überlebenskampf einladen. Game-Server stehen dafür allerdings noch nicht zur Verfügung, stattdessen dient der PC des einladenden Spielers als Host.

Der Multiplayer-Modus von Green Hell startete mit einigen Anlaufschwierigkeiten. So berichteten einige Spieler davon, dass das Spiel nicht immer alle Gruppenmitglieder an einem Ort spawnt. Zudem wird das Inventar nicht immer richtig geladen und Bedrohungen, wie wilde Tiere oder Stammeskrieger, nicht allen Teilnehmern angezeigt. Das Fehlen einer Sprachfunktion dürfte ebenfalls dem ein oder anderen Spieler übel aufstoßen. Momentan können Spieler im Coop-Modus nur per Textchat oder Discord kommunizieren. Entwickler Creepy Jar zeigt sich allerdings äußerst zuverlässig bei der Behebung von Bugs und hat bereits einige Patches veröffentlicht. Fans des Survival-Genres sollten dem Multiplayer-Modus also eine Chance geben.

Die öffentliche Resonanz zu Green Hell

Mit seiner neuen Herangehensweise an das Genre und der interessanten Story konnte Green Hell bei privaten Spielern und professionellen Gaming-Magazinen punkten. Durchschnittlich acht von zehn Punkten in Reviews und überwiegend sehr positive User-Bewertungen auf Steam unterstreichen dies. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Das Entwicklerteam von Creepy Jar besteht aus ehemaligen Techland Mitarbeitern. Der polnische Developer sorgte in der Vergangenheit mit Survival-Games wie Dead Island und Dying Light für Aufsehen.

Fazit

Eingefleischte Fans von Survival- und Action-Adventure-Games werden mit Green Hell auf ihre Kosten kommen. Die Story nimmt viele unerwartete Wendungen und stellt die Moralvorstellungen des Spielers auf die Probe, ohne kitschig zu wirken. Zwei mögliche Endszenarien animieren dazu, es mindestens zweimal durchzuspielen. Hinweise und Lösungsansätze werden allerdings nur selten und sehr vage gegeben. Wer diese Art des Gameplays mag, wird sich über die Herausforderung und die steile Lernkurve freuen. Anfänger hingegen werden sich schnell überwältigt fühlen.

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